Das kleine Gespenst: Das kleine Gespenst
Wegen einer Kirchturmreparatur bleibt die Uhr 12 Stunden lang stehen und schlägt am Mittag Mitternacht. Zeit für das kleine Gespenst aufzustehen. Durch das Sonnenlicht wird aus dem weißen Nachtgespenst ein schwarzes Taggespenst. Was das...
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Wegen einer Kirchturmreparatur bleibt die Uhr 12 Stunden lang stehen und schlägt am Mittag Mitternacht. Zeit für das kleine Gespenst aufzustehen. Durch das Sonnenlicht wird aus dem weißen Nachtgespenst ein schwarzes Taggespenst. Was das für Verwirrung stiftet!
Herbert, Günther und Jutta blickten verwundert im Garten umher. Sie konnten sich nicht erklären, wer da zu ihnen gesprochen hatte. Jutta stieß einen kleinen Schrei aus, als sie die schwarze Gestalt mit den weißen Augen entdeckte, die langsam hinter der Fliederhecke hervorgeschwebt kam und ihnen zuwinkte.
"Ui, seht doch - der Schwarze Unbekannte!" "So nennt man mich leider in Eulenberg", sagte das kleine Gespenst. "Und ich weiß leider auch, dass mich alle Leute im Städtchen fürchten. Dabei bin ich nichts als ein unglückseliges kleines Gespenst, und es tut mir entsetzlich Leid, dass ich gestern beim Festspiel dazwischengefahren bin."
Ab 6 Jahren!
Jede Nacht pünktlich zur Geisterstunde erwacht das kleine Gespenst. Vergnügt spukt das harmlose Gespenst durch Burg Eulenstein und besucht seinen Freund, den Uhu Schuhu. Sein größter Wunsch ist es, die Welt einmal bei Tageslicht zu sehen. Doch alle Versuche, nach dem Ende der Geisterstunde wach zu bleiben, schlagen fehl. Als dieser Wunsch unversehens Wirklichkeit wird, beginnt ein spannendes Abenteuer. Vom Sonnenlicht getroffen wird aus dem weißen Nachtgespenst ein schwarzes Tagesgespenst, das in der Stadt Eulenberg für jeden Menge Unheil und Verwirrung sorgt. Zum Glück helfen ihm ein paar Kinder und das Gespenst kann schon bald wieder fröhlich durch die Burg Eulenstein geistern.
Das kleine Gespenst von Otfried Preußler
LESEPROBE
Ein harmloses kleines Nachtgespenst
Auf Burg Eulenstein hauste seituralten Zeiten ein kleines Gespenst. Es war eines jener harmlosen kleinenNachtgespenster, die niemandem etwas zuleide tun, außer man ärgert sie.
Tagsüber schlief es in einerschweren, eisenbeschlagenen Truhe aus Eichenholz, die stand auf dem Dachboden,wohl versteckt hinter einem der dicken Schornsteine und kein Mensch hatte eineAhnung davon, dass sie eigentlich einem Gespenst gehörte.
Erst des Nachts, wenn im Städtchen Eulenberg,das zu Füßen der Burg lag, die Rathausuhr Mitter-
nacht schlug, erwachte das kleineGespenst. Pünktlich beim zwölften Glockenschlag öffnete es die Augen undreckte und streckte sich. Dann kramte es unter den alten Briefen und Urkunden,die ihm als Kopfkissen dienten, den Schlüsselbund mit den dreizehn Schlüsselnhervor, den es ständig mit sich herumschleppte. Es schwenkte ihn gegen den Truhendeckel- und augenblicklich hob sich der Deckel von selber und klappte auf.
Nun konnte das kleine Gespenst ausder Truhe heraussteigen. Dabei stieß es jedes Mal mitdem Kopf gegen eine der vielen Spinnweben, denn dieser entlegene Teil desDachbodens, den seit Jahren kein Mensch betreten hatte, war ganz und gar zugesponnen und schrecklich verstaubt. Auch die Spinnwebenhingen voll Staub. Sobald man sie nur berührte, kam er in dichten Schauernherabgerieselt.
"Hatzi! "
Das kleine Gespenst musste jedes Malniesen, wenn es der Truhe entstieg, an die Spinnweben stieß und den Staub indie Nase bekam. Es schüttelte sich ein paarmal, umrichtig wach zu werden. Dann schwebte es hinter dem Schornstein hervor und tratseinen mitternächtlichen Rundgang an.
Wie alle Gespenster hatte esüberhaupt kein Gewicht. Es war luftig und leicht wie ein StreifleinNebel. Nur gut, dass es niemals ohne den Schlüsselbund mit den dreizehnSchlüsseln die Runde machte! Der leiseste Windhauch hätte genügt, um es auf unddavon zu wehen, wer weiß wohin.
Das war aber nicht der einzigeGrund, weshalb das kleine Gespenst den Schlüsselbund ständig mit sich herumtrug.Es brauchte ihn nämlich bloß durch die Luft zu schwenken - da öffneten sichsofort alle Türen und Tore auf seinem Weg! Und zwar öffneten sie sich vonselbst, einerlei, ob verriegelt oder verschlossen, ob zugeklinkt oder nurangelehnt. Genauso war es mit Truhendeckeln und Schranktüren, mit Kommoden undReisekoffern, ja selbst mit Ofenklappen und Schubfächern, Dachluken,Kellerfenstern und Mausefallen. Ein Wink mit dem Schlüsselbund und sie öffnetensich; ein zweiter Wink und sie schlossen sich wieder.
Das kleine Gespenst war sehr frohdarüber, dass es den Schlüsselbund mit den dreizehn Schlüsseln besaß. "Ohneihn", dachte es manchmal, "wäre das Leben bedeutend schwieriger..."
Bei schlechtem Wetter verbrachte daskleine Gespenst die Geisterstunde zumeist in den Räumen des Burgmuseums,zwischen den alten Bildern und Rüstungen, den Kanonen und Spießen, den Säbeln undReiterpistolen. Es machte sich einen Spaß daraus die Ritterhelme mit Hilfe desSchlüsselbundes aufund zuschnappen zu lassen; esrollte die steinernen Kanonenkugeln auf dem Fußboden hin und her, dass sie nurso rumpelten; und zuweilen, wenn es gerade Lust hatte, hielt es Zwiesprache mitden Damen und Herren auf den goldgerahmten Gemäldenim Rittersaal.
"Guten Abend, mein Bester!",sagte es beispielsweise, wenn es dem Bildnis des Burggrafen Georg-Kasimirgegenübertrat, der vor ungefähr fünfhundertfünfzig Jahren gelebt hatte und einziemlich ungehobelter Mensch gewesen war. "Entsinnst du dich jener Nacht imOktober damals, als du mit deinen Kumpanen gewettet hattest, du werdest mich fangenund eigenhändig zum Fenster hinauswerfen? Ich muss sagen, du hast mich mitdeiner Wette ganz schön in Wut gebracht! Darum darfst du es mir nicht übelnehmen, dass ich dir tüchtig Angst gemacht habe. Aber musstest du deshalbgleich selbst aus dem Fenster springen, noch dazu, wo sich das Fenster im drittenStock befand? Zum Glück bist du ja im schlammigen Burggraben glimpflichgelandet. Du wirst jedoch zugeben müssen, die Sache hätte auch schief gehenkönnen ... "
Oder es verneigte sich vor dem Bildder wunderschönen Pfalzgräfin Genoveva Elisabeth Barbara,
der es vor einigen vierhundertJahren geholfen hatte, ihre kostbaren goldenen Ohrringe wiederzufinden,die eine Elster ihr von der Fensterbank wegstibitzt hatte.
Oder es stellte sich vor den feistenHerrn mit dem roten Knebelbart und dem Spitzenkragen über dem Lederwams, derkein Geringerer war als der gefürchtete schwedische General Torsten Torstenson. Er hatte vor dreihundertfünfundzwanzig Jahrenmit seiner Armee die Burg Eulenstein und das Städtchen belagert; doch schonnach wenigen Tagen hatte er eines Morgens das Lager abbrechen lassen und war mitseinen Soldaten unverrichteter Dinge davonmarschiert.
"Nun, General?", sprach daskleine Gespenst, wenn es Torstensons Bildbetrachtete. "Wie ich fürchte, zerbricht man sich in gelehrten Kreisen noch heuteden Kopf darüber, was Sie damals wohl zu dem hastigen Abzug bewogen hat ... Aberseien Sie unbesorgt, General, ich behalte die Sache für mich. Höchstens, dassich sie einmal dem Uhu Schuhu erzähle, der eineSchwäche für solche Geschichten hat. Doch das wird Sie nicht weiter stören,hoffe ich."
© Thienemann Verlag
Franz Josef Tripp wurde am 7. Dezember 1915 in Essen geboren. Er arbeitete zunächst als Journalist und Schriftsteller, bis er kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann seine Texte selbst zu illustrieren. Nach dem Krieg entschloss er sich, bei der Malerei zu bleiben und ging beim Innsbrucker Maler und Grafiker Heinrich Berann in die Lehre. 1949 machte er sich als Grafiker selbstständig. Zunächst arbeitete er vor allem als Werbegrafiker, doch zunehmend gewann die Buchillustration für ihn an Bedeutung. 1960 erhielt er von Lotte Weitbrecht, der damaligen Verlegerin des Thienemann Verlags, den Auftrag, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von Michael Ende zu illustrieren. Aus der ursprünglichen Arbeitsbeziehung zwischen Autor und Illustrator entstand eine enge Freundschaft . Außer den beiden "Jim Knopf-Bänden" illustrierte Tripp für den Thienemann Verlag "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" von Boy Lornsen sowie "Das kleine Gespenst" und die drei "Räuber Hotzenplotz"-Bücher von Otfried Preußler. Er starb am 18. Februar 1978.
- Autor: Otfried Preußler
- Altersempfehlung: 6 - 10 Jahre
- 2013, 68. Aufl., 136 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
- ISBN-10: 3522110803
- ISBN-13: 9783522110808
- Erscheinungsdatum: 07.03.2001
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