Der fliegende Sattel / Bibi & Tina Bd.9
Bibi und Tina freuen sich riesig über den alten Pferdesattel, den sie vom Trödel-Hannes bekommen. Aber dann mischt sich plötzlich Graf Falko von Falkenstein ein und ersteht den Sattel für eine Menge Geld. In Bibis kleinem Hexenhirn rattert es: Welches Geheimnis verbirgt sich hinter diesem Sattel?
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Produktinformationen zu „Der fliegende Sattel / Bibi & Tina Bd.9 “
Klappentext zu „Der fliegende Sattel / Bibi & Tina Bd.9 “
Bibi und Tina freuen sich riesig über den alten Pferdesattel, den sie vom Trödel-Hannes bekommen. Aber dann mischt sich plötzlich Graf Falko von Falkenstein ein und ersteht den Sattel für eine Menge Geld. In Bibis kleinem Hexenhirn rattert es: Welches Geheimnis verbirgt sich hinter diesem Sattel?
Lese-Probe zu „Der fliegende Sattel / Bibi & Tina Bd.9 “
Bibi und Tina - Der fliegende Sattel von Theo SchwartzHannes erzählt Geschichten
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Die beiden Freundinnen legten sich heute wieder einmal tüchtig ins Zeug! Sabrinas rechter Hinterhuf, aus dem der Dorfschmied vor ein paar Tagen ein Stück Stacheldraht gezogen hatte, war verheilt, und Bibis Schimmelstute konnte es beim Wettreiten der Mädchen spielend mit Tinas Hengst Amadeus aufnehmen.
Sabrina hatte bereits einige Pferdelängen Vorsprung herausgeholt, und Bibi feuerte ihr Pferd an: „Super, Sabrina! Gleich haben wir es geschafft! Noch bis zu der kleinen Brücke da vorne, dann steht es gleich beim ersten Mal eins zu null für uns!"
„Halt, Bibi! Haaalt!", ertönte es hinter ihr. Das war Tinas Stimme.
„Denkste!", murmelte Bibi. „Jetzt, wo ich vorne bin, werde ich doch nicht ..."
„Mensch! Halt doch endlich an!", rief Tina, diesmal lauter und eindringlicher.
Was ist denn jetzt schon wieder?, dachte Bibi. Tina wird mir doch nicht einen Fehlstart unterjubeln wollen? „Was ist denn los?", brummelte sie, als Tina an ihrer Seite war.
„Dein Sattel rutscht! Hast du das nicht gemerkt? Die rechte Schnalle ist offen."
„Oh!" Bibi machte große Augen, parierte Sabrina durch und saß ab. Dann untersuchte sie ihren Sattel. „Tatsächlich!", stellte sie fest. „An der Schnalle ist was abgebrochen. Da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Wie leicht hätte ich ins Rutschen kommen und von Sabrina fallen können! Danke, Tina!", sagte Bibi erleichtert.
Tina besah sich den Schaden und runzelte verärgert die Stirn. „Haaach!", maulte sie. „Bis das jetzt wieder repariert ist! Das dauert ewig. Dabei habe ich sooo einen Hunger!"
„Kein Problem", erklärte Bibi lässig und sagte einen Hexspruch: „Eene meene Hampelmann, neue Schnalle ist schon dran! Hex-hex! So!" Sie schwang sich wieder in den Sattel. „Und nun um die Wette, damit du nicht verhungerst. Wer zuerst beim Martinshof ist ... Los, Sabrina!"
„Hü, Amadeus!" Tina gab ihrem Fuchs Schenkeldruck.
Nach wenigen Sekunden fielen die beiden Pferde in schnellen Galopp und waren bald zwischen den hohen Bäumen des Falkensteiner Forstes verschwunden, der an den Hof der Familie Martin grenzte.
Frau Martin hatte Besuch von Hannes, dem Trödler und Altwarenhändler aus dem Dorf. Mit seinem Planwagen und Pferd Paul zog er von Gehöft zu Gehöft und schwatzte den Leuten alten Krempel ab, den sie nicht mehr brauchten. Den verkaufte er dann wiederum für ein paar Euro am ersten Samstag im Monat auf dem Falkensteiner Flohmarkt. Manchmal bekam er aber auch mehr für seine Sachen - wenn es sich um echte Antiquitäten handelte. Eine schöne, handbemalte Bauerntruhe etwa oder altes Pferdegeschirr, für das es immer Liebhaber gab.
Frau Martin hatte Hannes Kaffee gebracht und hielt ein kleines Schwätzchen mit ihm.
„Hannes! Es ist zwecklos!", sagte sie mit gespielter Verzweiflung. „Ich habe nichts für Sie! Und die alte Truhe, die im Flur steht, die gebe ich nicht her. Das ist ein altes Familienerbstück. Das habe ich Ihnen doch schon zigmal gesagt!"
„Zichmal ist nichmal!" Hannes grinste. „Und einmal ist keinmal! Irgendwann kriege ich Ihre Truhe schon. Die will zu mir. Glauben Sie mir doch. Ich zahle Ihnen auch einen tollen Preis!"
„Nee! Nee!" Frau Martin schüttelte energisch den Kopf. „Die bleibt! Die werde ich zur Not festbinden."
Plötzlich wandte sie den Kopf und blickte hinüber zum Hoftor. Eine Staubwolke und das Dröhnen von acht Pferdehufen sagten ihr, dass das Wettreiten von zwei pferdebegeisterten Reiterinnen sich seinem Höhepunkt näherte. Da kamen sie auch schon angeprescht! Dicht über die Hälse ihrer Pferde gebeugt, mit hochroten Gesichtern und glänzenden Augen, ritten Bibi und Tina über die unsichtbare „Zielgerade", die zwischen den beiden Pfosten des Tores lag.
„Sieger! Sieger!", jubelte Tina und warf die Arme in die Luft. „Jippppieh!"
Völlig außer Atem brachten die Mädchen ihre Pferde neben Frau Martin und Hannes zum Stehen. Die Körper der Tiere glänzten vor Schweiß, ihre Flanken zitterten, und Speichel troff ihnen aus dem Maul.
„He! Ihr zwei wilden Teufel!", sagte Hannes lachend. „Ihr habt ja einen ganz schönen Zahn draufgehabt! Beinahe hättet ihr meinen Wagen umgeritten."
„Tag, Hannes!", begrüßte Tina den Trödler. „Bleibst du noch ein bisschen? Wir müssen nur schnell die Pferde versorgen, dann kommen wir und gucken, was du alles anzubieten hast."
„Au ja!", stimmte Bibi begeistert zu und machte große Augen, als sie sah, was Hannes alles auf seinem Wagen anschleppte. „Ist ja echt stark! So viele alte Sachen! Ob ich da mal ...?"
„Dürfen wir, Hannes?" Tina blickte den Trödler bittend an.
„Na klar", sagte Hannes gutmütig. „Ihr dürft."
„Später, Kinder!", mischte sich Frau Martin ein. „Versorgt zuerst die Pferde!"
Natürlich, das war Ehrensache. Die Pferde gingen vor, und Hannes hatte es nicht eilig. Er ließ sich von Frau Martin gern noch eine zweite Tasse Kaffee einschenken und schwatzte mit ihr ein wenig über Land und Leute.
Bald darauf kamen Bibi und Tina aus dem Pferdestall und betrachteten eingehend Hannes' Schätze.
„Haben Sie auch Sachen für Pferde? Eine alte Sattelschnalle vielleicht?", fragte Bibi. Sie war auf den Wagen geklettert und blickte sich neugierig um.
„Vielleicht. Kann schon sein", antwortete Hannes. „Ihr müsst mal suchen."
Das ließen sich die Mädchen nicht zweimal sagen. Im Nu krochen sie zwischen den alten Sachen herum und zeigten sich gegenseitig, was sie alles Tolles gefunden hatten: einen verbogenen Fahrradlenker, einen schmiedeeisernen Leuchter, zwei noch gut erhaltene Nachttischlampen, einen massiven Schürhaken ...
„Hilfe! Halt!" Frau Martin wehrte ab. „Wühlt bloß nicht alles durcheinander. Wir brauchen nichts. Wirklich nichts! Wir haben genug Krimskrams im Haus!"
„Aha! Auf einmal!" Hannes verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Wenn Sie so viel Krimskrams auf dem Hof haben, dann ist doch bestimmt auch was für mich dabei, oder?" Er blinzelte Frau Martin zu.
„Nein, nein, Hannes! Einen Kaffee können Sie jederzeit bei mir bekommen, aber ..."
„Oh, Tina! Guck mal!", wurde sie von Bibi unterbrochen. „Ein Trommeläffchen! Ist das nicht süß!"
Bibi hob einen kostümierten Plüschaffen hoch, zog ihn am Rücken auf, und das putzige Äffchen bewegte wie wild seine Hände und schlug mit zwei Becken gegeneinander.
Frau Martin verzog das Gesicht und hielt sich die Ohren zu.
„Hier! Noch was Tolles!" Tina grinste. „Eine Luftpumpe. Die geht sogar noch. Kann ich gebrauchen, wenn Amadeus mal bockig ist und ich mit dem Rad fahren muss ... Bibi! Bibi?"
Bibi war vor lauter Begeisterung über so viel schönen alten Krempel kaum zu halten. Sie kramte und suchte, buddelte und stöberte durch den Trödel, bis nur noch ihr Po in der Reithose und ihre Reitstiefel zu sehen waren. Mit hochrotem Kopf tauchte sie dann wieder auf. „Ist ja irre! Ein Steigbügel!", rief sie.
Frau Martin verdrehte ein zweites Mal die Augen. Ein Steigbügel! Was fand Bibi denn an einem Steigbügel so aufregend? Auf dem Martinshof gab es davon schließlich genug.
„Ey!" Tina kroch zu Bibi in den Wagen. „Da hängt ja ein ganzer Sattel mit dran! Komm, den legen wir mal auf den Boden, vielleicht findest du da deine Schnalle. Jau! Ist der Spitze!"
„So einen Sattel habe ich ja noch nie gesehen!" Bibi war schwer beeindruckt. Auch Tina pfiff anerkennend durch die Zähne.
Bloß Frau Martin war nicht begeistert.
„Kinder, lasst doch die Finger von dem Sattel! Der ist doch alt und dreckig und speckig und ..."
Das stimmte. Der Sattel war tatsächlich alt und vergammelt. Doch er war auf seine Art ein Prachtstück: Aus feinstem Leder gearbeitet, mit Beschlägen und allerlei Zierrat geschmückt.
Hannes widersprach Frau Martin. „Das ist ein Sattel voller Geheimnisse!", sagte er in einem verschwörerischen Ton und setzte ein wichtiges Gesicht auf. „Ihr wisst ja gar nicht, was da vor euch liegt. Das ist ein Königskinder-Sattel!"
„Nein!" Frau Martin lächelte amüsiert. „Jetzt fängt der Hannes schon wieder mit seiner Geschichte an!"
„Lass ihn doch, Mutti!", entgegnete Tina. „Was ist das für eine Geschichte?", fragte Bibi neugierig.
„Tja, ihr Mädels ..." Hannes kraulte sich seinen buschigen Bart. „Ich weiß nur, dass ein Königskinder-Sattel etwas ganz Besonderes ist. Wer auf ihm sitzt, kann nicht vom Pferd fallen!"
„Das wäre was für meinen Papi!" Bibi grinste. „Aber der ist ja nun leider kein Kind mehr."
„Aber für unsere Reiterhof-Kinder", sagte Tina eifrig. „Für die Anfänger wäre so ein Sattel doch genau das Richtige!"
„Ich weiß nicht ..." Frau Martin wurde schwankend. „Wo kommt der Sattel überhaupt her, Hannes?"
„Den habe ich beim Mühlenhofbauer abgestaubt. Der hat ja schon seit längerer Zeit keine Pferde mehr, bloß noch ein paar Milchkühe."
„Der Mühlenhofbauer und Königskinder!" Frau Martin lachte auf. „Also nein, das passt ja gar nicht zusammen!"
„Ach, Mutti!", bettelte Tina. „Das ist doch lustig! Das wäre doch ein prima Gag für unsere Ferienkinder. Die finden das bestimmt ganz toll, wenn sie auf einem sogenannten Königskinder-Sattel ausreiten dürfen."
„Wenn man den Sattel sauber macht, das Leder gut einfettet und die Metallteile putzt, sieht er wirklich prima aus", pflichtete Bibi ihrer Freundin bei.
„Na gut!" Seufzend gab Frau Martin klein bei. „Ich nehme ihn, Hannes. Aber nicht für Geld, nur im Tausch."
Das war Hannes recht. Er bekam zwar nicht die Truhe, dafür aber eine wunderschön bemalte Milchkanne, acht alte Suppenlöffel und einen großen blauen Wecker zum Aufziehen. Und so gehörte der Königskinder-Sattel dem Martinshof. Tina strahlte, Bibi strahlte und Hannes strahlte auch.
© 2011 Schneiderbuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
Die beiden Freundinnen legten sich heute wieder einmal tüchtig ins Zeug! Sabrinas rechter Hinterhuf, aus dem der Dorfschmied vor ein paar Tagen ein Stück Stacheldraht gezogen hatte, war verheilt, und Bibis Schimmelstute konnte es beim Wettreiten der Mädchen spielend mit Tinas Hengst Amadeus aufnehmen.
Sabrina hatte bereits einige Pferdelängen Vorsprung herausgeholt, und Bibi feuerte ihr Pferd an: „Super, Sabrina! Gleich haben wir es geschafft! Noch bis zu der kleinen Brücke da vorne, dann steht es gleich beim ersten Mal eins zu null für uns!"
„Halt, Bibi! Haaalt!", ertönte es hinter ihr. Das war Tinas Stimme.
„Denkste!", murmelte Bibi. „Jetzt, wo ich vorne bin, werde ich doch nicht ..."
„Mensch! Halt doch endlich an!", rief Tina, diesmal lauter und eindringlicher.
Was ist denn jetzt schon wieder?, dachte Bibi. Tina wird mir doch nicht einen Fehlstart unterjubeln wollen? „Was ist denn los?", brummelte sie, als Tina an ihrer Seite war.
„Dein Sattel rutscht! Hast du das nicht gemerkt? Die rechte Schnalle ist offen."
„Oh!" Bibi machte große Augen, parierte Sabrina durch und saß ab. Dann untersuchte sie ihren Sattel. „Tatsächlich!", stellte sie fest. „An der Schnalle ist was abgebrochen. Da habe ich ja noch mal Glück gehabt. Wie leicht hätte ich ins Rutschen kommen und von Sabrina fallen können! Danke, Tina!", sagte Bibi erleichtert.
Tina besah sich den Schaden und runzelte verärgert die Stirn. „Haaach!", maulte sie. „Bis das jetzt wieder repariert ist! Das dauert ewig. Dabei habe ich sooo einen Hunger!"
„Kein Problem", erklärte Bibi lässig und sagte einen Hexspruch: „Eene meene Hampelmann, neue Schnalle ist schon dran! Hex-hex! So!" Sie schwang sich wieder in den Sattel. „Und nun um die Wette, damit du nicht verhungerst. Wer zuerst beim Martinshof ist ... Los, Sabrina!"
„Hü, Amadeus!" Tina gab ihrem Fuchs Schenkeldruck.
Nach wenigen Sekunden fielen die beiden Pferde in schnellen Galopp und waren bald zwischen den hohen Bäumen des Falkensteiner Forstes verschwunden, der an den Hof der Familie Martin grenzte.
Frau Martin hatte Besuch von Hannes, dem Trödler und Altwarenhändler aus dem Dorf. Mit seinem Planwagen und Pferd Paul zog er von Gehöft zu Gehöft und schwatzte den Leuten alten Krempel ab, den sie nicht mehr brauchten. Den verkaufte er dann wiederum für ein paar Euro am ersten Samstag im Monat auf dem Falkensteiner Flohmarkt. Manchmal bekam er aber auch mehr für seine Sachen - wenn es sich um echte Antiquitäten handelte. Eine schöne, handbemalte Bauerntruhe etwa oder altes Pferdegeschirr, für das es immer Liebhaber gab.
Frau Martin hatte Hannes Kaffee gebracht und hielt ein kleines Schwätzchen mit ihm.
„Hannes! Es ist zwecklos!", sagte sie mit gespielter Verzweiflung. „Ich habe nichts für Sie! Und die alte Truhe, die im Flur steht, die gebe ich nicht her. Das ist ein altes Familienerbstück. Das habe ich Ihnen doch schon zigmal gesagt!"
„Zichmal ist nichmal!" Hannes grinste. „Und einmal ist keinmal! Irgendwann kriege ich Ihre Truhe schon. Die will zu mir. Glauben Sie mir doch. Ich zahle Ihnen auch einen tollen Preis!"
„Nee! Nee!" Frau Martin schüttelte energisch den Kopf. „Die bleibt! Die werde ich zur Not festbinden."
Plötzlich wandte sie den Kopf und blickte hinüber zum Hoftor. Eine Staubwolke und das Dröhnen von acht Pferdehufen sagten ihr, dass das Wettreiten von zwei pferdebegeisterten Reiterinnen sich seinem Höhepunkt näherte. Da kamen sie auch schon angeprescht! Dicht über die Hälse ihrer Pferde gebeugt, mit hochroten Gesichtern und glänzenden Augen, ritten Bibi und Tina über die unsichtbare „Zielgerade", die zwischen den beiden Pfosten des Tores lag.
„Sieger! Sieger!", jubelte Tina und warf die Arme in die Luft. „Jippppieh!"
Völlig außer Atem brachten die Mädchen ihre Pferde neben Frau Martin und Hannes zum Stehen. Die Körper der Tiere glänzten vor Schweiß, ihre Flanken zitterten, und Speichel troff ihnen aus dem Maul.
„He! Ihr zwei wilden Teufel!", sagte Hannes lachend. „Ihr habt ja einen ganz schönen Zahn draufgehabt! Beinahe hättet ihr meinen Wagen umgeritten."
„Tag, Hannes!", begrüßte Tina den Trödler. „Bleibst du noch ein bisschen? Wir müssen nur schnell die Pferde versorgen, dann kommen wir und gucken, was du alles anzubieten hast."
„Au ja!", stimmte Bibi begeistert zu und machte große Augen, als sie sah, was Hannes alles auf seinem Wagen anschleppte. „Ist ja echt stark! So viele alte Sachen! Ob ich da mal ...?"
„Dürfen wir, Hannes?" Tina blickte den Trödler bittend an.
„Na klar", sagte Hannes gutmütig. „Ihr dürft."
„Später, Kinder!", mischte sich Frau Martin ein. „Versorgt zuerst die Pferde!"
Natürlich, das war Ehrensache. Die Pferde gingen vor, und Hannes hatte es nicht eilig. Er ließ sich von Frau Martin gern noch eine zweite Tasse Kaffee einschenken und schwatzte mit ihr ein wenig über Land und Leute.
Bald darauf kamen Bibi und Tina aus dem Pferdestall und betrachteten eingehend Hannes' Schätze.
„Haben Sie auch Sachen für Pferde? Eine alte Sattelschnalle vielleicht?", fragte Bibi. Sie war auf den Wagen geklettert und blickte sich neugierig um.
„Vielleicht. Kann schon sein", antwortete Hannes. „Ihr müsst mal suchen."
Das ließen sich die Mädchen nicht zweimal sagen. Im Nu krochen sie zwischen den alten Sachen herum und zeigten sich gegenseitig, was sie alles Tolles gefunden hatten: einen verbogenen Fahrradlenker, einen schmiedeeisernen Leuchter, zwei noch gut erhaltene Nachttischlampen, einen massiven Schürhaken ...
„Hilfe! Halt!" Frau Martin wehrte ab. „Wühlt bloß nicht alles durcheinander. Wir brauchen nichts. Wirklich nichts! Wir haben genug Krimskrams im Haus!"
„Aha! Auf einmal!" Hannes verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Wenn Sie so viel Krimskrams auf dem Hof haben, dann ist doch bestimmt auch was für mich dabei, oder?" Er blinzelte Frau Martin zu.
„Nein, nein, Hannes! Einen Kaffee können Sie jederzeit bei mir bekommen, aber ..."
„Oh, Tina! Guck mal!", wurde sie von Bibi unterbrochen. „Ein Trommeläffchen! Ist das nicht süß!"
Bibi hob einen kostümierten Plüschaffen hoch, zog ihn am Rücken auf, und das putzige Äffchen bewegte wie wild seine Hände und schlug mit zwei Becken gegeneinander.
Frau Martin verzog das Gesicht und hielt sich die Ohren zu.
„Hier! Noch was Tolles!" Tina grinste. „Eine Luftpumpe. Die geht sogar noch. Kann ich gebrauchen, wenn Amadeus mal bockig ist und ich mit dem Rad fahren muss ... Bibi! Bibi?"
Bibi war vor lauter Begeisterung über so viel schönen alten Krempel kaum zu halten. Sie kramte und suchte, buddelte und stöberte durch den Trödel, bis nur noch ihr Po in der Reithose und ihre Reitstiefel zu sehen waren. Mit hochrotem Kopf tauchte sie dann wieder auf. „Ist ja irre! Ein Steigbügel!", rief sie.
Frau Martin verdrehte ein zweites Mal die Augen. Ein Steigbügel! Was fand Bibi denn an einem Steigbügel so aufregend? Auf dem Martinshof gab es davon schließlich genug.
„Ey!" Tina kroch zu Bibi in den Wagen. „Da hängt ja ein ganzer Sattel mit dran! Komm, den legen wir mal auf den Boden, vielleicht findest du da deine Schnalle. Jau! Ist der Spitze!"
„So einen Sattel habe ich ja noch nie gesehen!" Bibi war schwer beeindruckt. Auch Tina pfiff anerkennend durch die Zähne.
Bloß Frau Martin war nicht begeistert.
„Kinder, lasst doch die Finger von dem Sattel! Der ist doch alt und dreckig und speckig und ..."
Das stimmte. Der Sattel war tatsächlich alt und vergammelt. Doch er war auf seine Art ein Prachtstück: Aus feinstem Leder gearbeitet, mit Beschlägen und allerlei Zierrat geschmückt.
Hannes widersprach Frau Martin. „Das ist ein Sattel voller Geheimnisse!", sagte er in einem verschwörerischen Ton und setzte ein wichtiges Gesicht auf. „Ihr wisst ja gar nicht, was da vor euch liegt. Das ist ein Königskinder-Sattel!"
„Nein!" Frau Martin lächelte amüsiert. „Jetzt fängt der Hannes schon wieder mit seiner Geschichte an!"
„Lass ihn doch, Mutti!", entgegnete Tina. „Was ist das für eine Geschichte?", fragte Bibi neugierig.
„Tja, ihr Mädels ..." Hannes kraulte sich seinen buschigen Bart. „Ich weiß nur, dass ein Königskinder-Sattel etwas ganz Besonderes ist. Wer auf ihm sitzt, kann nicht vom Pferd fallen!"
„Das wäre was für meinen Papi!" Bibi grinste. „Aber der ist ja nun leider kein Kind mehr."
„Aber für unsere Reiterhof-Kinder", sagte Tina eifrig. „Für die Anfänger wäre so ein Sattel doch genau das Richtige!"
„Ich weiß nicht ..." Frau Martin wurde schwankend. „Wo kommt der Sattel überhaupt her, Hannes?"
„Den habe ich beim Mühlenhofbauer abgestaubt. Der hat ja schon seit längerer Zeit keine Pferde mehr, bloß noch ein paar Milchkühe."
„Der Mühlenhofbauer und Königskinder!" Frau Martin lachte auf. „Also nein, das passt ja gar nicht zusammen!"
„Ach, Mutti!", bettelte Tina. „Das ist doch lustig! Das wäre doch ein prima Gag für unsere Ferienkinder. Die finden das bestimmt ganz toll, wenn sie auf einem sogenannten Königskinder-Sattel ausreiten dürfen."
„Wenn man den Sattel sauber macht, das Leder gut einfettet und die Metallteile putzt, sieht er wirklich prima aus", pflichtete Bibi ihrer Freundin bei.
„Na gut!" Seufzend gab Frau Martin klein bei. „Ich nehme ihn, Hannes. Aber nicht für Geld, nur im Tausch."
Das war Hannes recht. Er bekam zwar nicht die Truhe, dafür aber eine wunderschön bemalte Milchkanne, acht alte Suppenlöffel und einen großen blauen Wecker zum Aufziehen. Und so gehörte der Königskinder-Sattel dem Martinshof. Tina strahlte, Bibi strahlte und Hannes strahlte auch.
© 2011 Schneiderbuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Theo Schwartz
- Altersempfehlung: 8 - 99 Jahre
- 2011, 112 Seiten, 14 Abbildungen, Maße: 13 x 19,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Nach Ulf Tiehm
- Verlag: Schneiderbuch
- ISBN-10: 3505129097
- ISBN-13: 9783505129094
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